Verrückte Welt der Ortsnamen
Ob der Name etwas mit den gleichnamigen Ordensfrauen zu tun hat, darüber streitet man sich noch heute in Nonnenmiß. Zur Herkunft dieses Ortsnamens hält die Bevölkerung zwei mögliche Erklärungen parat: „Feuchte, sumpfige Wiese der Klosterfrauen oder feuchte, sumpfige Wiese, auf der Schweine (Nonnen) sich suhlen. Nonne nennt man ein verschnittenes, weibliches Schwein.“ Dass ein Frauenkloster in der Gegend stand, das dem Ortsteil Nonnenmiß einst seinen Namen gab, scheint allerdings heute eher unwahrscheinlich. Nonnenmiß ist überdies seit jeher geteilt: Der größere Teil gehört zu Bad Wildbad, die Häuser südlich des Dietersbachs gehören zu Enzklösterle.
Der Ort „Vierundzwanzighöfe“ bei Alpirsbach gehört heute zur Gemeinde Loßburg. Seine Herkunft dürfte unmissverständlich sein. Mehr Probleme bereitet die Deutung der Namen zweier Teilorte der Gemeinde Oberreichenbach im Landkreis Calw. Sie nennen sich Eberspiel und Igelsloch. Die Orts-Chronik schreibt hierzu: „Igelsloch und Unterkollbach sind Waldhufendörfer, die im 11. Jahrhundert von Graf Adalbert von Calw gegründet wurden. Vermutlich stammt der Name Igelsloch von einem Abt namens Eglio, der hier Besitz hatte. Der Ortsnamensteil Loh (gesprochen Loch, häufiger in Ortsnamen vorhanden) ist ein mittelhochdeutsches Wort für Sumpfwiese oder Aue.“
Schlicht vom althochdeutschen Wort für „fließendes Gewässer“, und nicht etwa von einem Ausruf des Erstaunens, leitet sich der Ortsname „Aha“ am nördlichen Ende des Schluchsees ab. Der Mummelsee im Nordschwarzwald hingegen trägt einen wahrlich märchenhaften Namen. Er verdankt diesen den weißen Seerosen, im Volksmund ‚Mummeln’ genannt, die einst zahlreich seine Oberfläche bedeckten. Ein Ortsteil der Gemeinde Neuried, nahe Offenburg am Rhein gelegen, trägt den undankbaren Namen Altenheim. Der Ortsname „Palmspring“ bei Bad Peterstal-Griesbach erinnert an das sonnige Florida, setzt sich aber zusammen aus den deutschen Begriffen „Palme“ – von der Stechpalme Ilex aquifolium, die im Schwarzwald beheimatet ist – und „Spring“, was so viel bedeutet wie „Quelle“. Im Wald ganz in der Nähe findet sich die zungenbrecherische Hinweistafel zum Steckenseppensteinweg. Und im Freiburger Stadtwald finden sich zwei weitere Kuriositäten: der einzige Schokoladenweg Deutschlands und der höchste Baum Deutschlands, genannt „Waltraud vom Mühlwald“.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich bei der Auswahl an verrückten Ortsnamen nur um einen kleinen Teil besonders auffälliger Beispiele handelt. Dem aufmerksamen Schwarzwaldbesucher sei ans Herz gelegt, seine Augen für weitere Beispiele offen zu halten. Der Ort „Killer“ im Übrigen liegt im schwäbischen Teil Baden-Württembergs, und somit außerhalb des Schwarzwalds, bei Burladingen. Und er reiht sich ein in eine Landschaft, in der – zwischen Mössingen und Lusthof, Gauselfingen und Engelswies, Deppenhausen und Katzenhirn – eine Fortführung dieser Studie äußerst interessant sein dürfte.Artikel von Reinhold Wagner
Weitere verrückte Ortsnamen, von denen viele in Bayern liegen, finden sich im Internet unter: http://ultimateheroswelt.blog.de/2008/05/01/bildische-ortsnamen-4118199/ und http://www.gaudeamus.ucoz.ru/publ/14-1-0-158.
Autor: Reinhold Wagner