Allgemein

Kelten, Römer, Mönche, Ritter …

Römer, Mönche, Mittelalter
Rebterrassen in der Ortenau, am Kaiserstuhl, im Breisgau und Markgräflerland, der Wein als Genussmittel, Teppiche von Immergrün an Burgruinen und in alten Gärten, Mauerreste einer Therme in Badenweiler oder kanalisierte Pflastersteinstraßen entlang des alten Limes: die Römer wussten schon seit jeher, das Leben zu genießen und sich den Alltag durch allerlei nützliche Dinge zu erleichtern. Bezeichnungen wie Tepidarium, Caldarium und Sanarium zeugen in der modernen Bäder- und Wellness-Landschaft noch heute vom starken Einfluss der Römer auf die hiesige Bevölkerung.

In Badenweiler kann die am besten erhaltene Badruine aus jener Zeit unter einem Glasdach ganzjährig und bei jedem Wetter besichtigt werden. Ein Bad danach in der Römisch-Irischen Cassiopeia Therme gleich nebenan rundet das Erlebnis stilecht ab. In Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs, kann man heute noch den Spuren des Limes folgen. Und in Augst bei Basel finden jährlich zahlreiche Veranstaltungen in der Augusta Raurica statt, einem antiken römischen Amphitheater. Im Sommer 2008 kamen sogar Tänzer und Musiker aus ganz Italien, um dort ihr erstes „Taranta Festa“ zu feiern, ein Festival zu Ehren der Tarantella. Am 28. und 29. August findet dort wieder das größte Römerfest der Schweiz statt. Rom zu Ehren hat der Europa-Park in Rust erst vor wenigen Jahren sein 4-Sterne-Superior Erlebnishotel „Colosseo“ eröffnet – natürlich mit einer maßstabsgetreuen Nachbildung des berühmten Colosseums von Rom. Das Archäologische Museum Colombischlössle in Freiburg führt die Besucher in wechselnden, von aufwändigen Inszenierungen begleiteten, Ausstellungen von der Altsteinzeit über die keltische und römische Zeit bis hin zur alamannischen Zeit des Frühmittelalters. Hier erfährt der Besucher auch, wann es mit der römischen Invasion zu Ende ging: „Um das Jahr 260 zogen sich die Römer unter dem Ansturm der Alamannen über den Rhein zurück.“
Die Alamannen, sie waren also die Nachfolger der Römer in der Besiedlung des südlichen Oberrheins im 4. und 5. Jahrhundert nach Christus. Ihnen wurde jüngst im Jahr 2009 ein eigenes Museum errichtet, das Alamannen-Museum in Vörstetten im Breisgau. Das Besondere an den Überlieferungen aus der Zeit der Alamannen ist, dass diese aus unterschiedlichen Regionen eingewanderten Germanenstämme selbst noch gar nicht des Schreibens mächtig waren. Alles, was wir über sie wissen, verdanken wir den Aufzeichnungen der Römer – und den Ausgrabungsfunden, die gemacht wurden. In mit Schilf bedeckten Häusern aus Holz, Lehm und Kalk sollen sie gehaust haben. Gundomad war ihr König, der in Vörstetten seinen Sitz gehabt haben soll. Und von den Römern sollen sie Einiges gelernt und übernommen haben, was das Leben leichter und angenehmer machte: von der Gartenkultur und dem Ackerbau über die Küche bis hin zum Straßenbau.

Was lange Zeit nur von wenigen beherrscht und weiterentwickelt wurde, das waren die Künste des Bierbrauens und des Weinbaus. Hier hatten stets die Mönche in den Klöstern die Nase vorn. Und sie waren es auch, die mit ihrem Holzverbrauch und ihrem Klosterbau dafür sorgten, dass die zum größten Teil dicht bewaldeten Hügel und Gipfel des Schwarzwalds immer lichter wurden. Nur von wenigen Gipfeln, wie dem Feldberg, ist heute bekannt, dass sie wohl schon immer baumfrei waren. Glashütten, Köhlerei und Holzwirtschaft trugen das ihre dazu bei, dass vom Schwarzwald eine Zeit lang nicht mehr viel übrig war. An die Stelle dichten Waldes traten Siedlungen, Ackerbau und Weinbau, aber auch erste Streuobstwiesen, Honig liefernde Heiden und Weideland. Schwarzwälder Honig, Speck und Kirschwasser – es gäbe sie alle nicht, wenn die Menschen sich nicht in ihrer entstandenen Holznot anderen Wirtschaftszweigen zugewandt hätten.

Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck: Dorfbrunnen im Albdorf
Foto: Reinhold Wagner

Wie eine Siedlung im Mittelalter ausgesehen haben muss, und vor allem, mit welchen Mitteln sie errichtet wurde, das lässt sich heute in Osterburken nahe Heilbronn bestaunen und live miterleben. Dort entsteht unter den fleißigen Händen zahlreicher Handwerker und Helfer in jahrelanger Arbeit das „Adventon“, eine Stadtgründung nach altem Vorbild. Und das allein unter Zuhilfenahme traditioneller Werkzeuge und Materialien. Ganz andere, jeweils kleinräumlich aber sehr spezifische Siedlungstypen findet man in den Heuhüttentälern entlang der Murg im Schwarzwald vor, in den steinzeitlichen Pfahlbauten am Bodensee oder in den Freilichtmuseen Neuhausen ob Eck und den Gutacher Vogtsbauernhöfen. Viele noch gut erhaltene Schlösser und Burgen aus dem Mittelalter findet man an den Randzonen des Schwarzwalds, so zum Beispiel in Rastatt und Baden-Baden, auf der Bühlerhöhe und bei Ortenberg, Oberkirch, Waldkirch und Sexau, Staufen, Lörrach und Rötteln, aber auch auf der Schwarzwald-Ostseite bei Neuenbürg, Altensteig, Hohenzollern, Horb, Hornberg, Triberg und im gesamten Hegau. Daneben die berühmten Klosteranlagen in Hirsau, Allerheiligen, Alpirsbach, Bad Säckingen, Sankt Blasien und Maulbronn. An einigen Orten gibt es regelmäßig Rittermahle, Kostproben aus der mittelalterlichen Klosterküche; Konzerte und Ausstellungen oder Burgfeste und mittelalterliche Jahrmärkte zu erleben. Die Nachfahren der ersten Siedler geben sich alle Mühe, deren Wissen, Können und Traditionen aufrecht zu erhalten.

Autor: Reinhold Wagner