Nordschwarzwald

Natur und Mensch kennen keinen Stillstand

Es begann vor dreieinhalb Jahren, da erhielt der Schwarzwald seinen ersten Nationalpark. Mehr noch als das: es war und ist zugleich auch der erste Nationalpark im ganzen Land. Nun ist einige Zeit verstrichen, es wurden Stellen geschaffen, es wurde Öffentlichkeitsarbeit geleistet, und es wurden erste Angebote für Besucher ausgearbeitet und durchgeführt. Die Zwischenbilanz fiel durchweg positiv aus.
Und so erwartet die Besucher auch in diesem Jahr wieder ein vielseitiges Angebot an naturwissenschaftlichen, pädagogischen, kulturellen wie gesundheitlichen Themen.

Skywalk-Turm im Nationalpark Schwarzwald (© Sturm + Wartzeck GmbH, Dipperz (Architekten) und "Vergnügen und Bau" (Bauherr))
Skywalk-Turm im Nationalpark Schwarzwald (© Sturm + Wartzeck GmbH, Dipperz (Architekten) und „Vergnügen und Bau“ (Bauherr))

Ein Bereich lag den Machern dabei besonders am Herzen: Nach der erfolgreichen Einführung erster Veranstaltungen in Gebärdensprache im vergangenen Jahr weitet der Nationalpark sein Angebot an barrierefreien Führungen in dieser Saison weiter aus. Das Erleben wilder, vom Menschen weitgehend unbeeinflusster Natur soll jedem offenstehen: Alt und Jung aus Fern und Nah ebenso wie Gehandycapten. Auch multikulturelle Begegnungen sollen in Wald und Natur stattfinden können. Der Nationalpark als Ort der Begegnung und des Austauschs, ein Ort der Erholung und der Sinne ebenso wie des Abenteuers und der Pädagogik.

Weit mehr als 300 Veranstaltungen, übers Jahr verteilt, machen den Naturraum auf unterschiedlichste Art erlebbar. Ob wandernd, im Rollstuhl oder mit dem Kinderwagen, ob frei und eigenständig oder geführt, mit wissenschaftlichem Anspruch oder kulinarischem Interesse… – der Nationalpark und sein Team halten die unterschiedlichsten Kulissen und Perspektiven bereit. Wechselnde Landschaften, eine bunte Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die teilweise sogar einzigartig und endemisch sind, und dazu eine lebendige Mischung an
Besuchern – das alles trifft hier im Nordschwarzwald aufeinander. Der Nationalpark gliedert sich dabei in zwei separate Teilflächen, von denen die eine rund um den Plättig und den Hohen Ochsenkopf angesiedelt ist, die andere rund um Schliffkopf und Ruhestein. Insgesamt 10.062 Hektar Fläche umfasst das Gebiet – nur durch einen schmalen Korridor voneinander getrennt, der aufgrund von Straßenführung, angrenzenden Ortschaften und Wirtschaftswäldern als Kompromiss ausgehandelt worden war. Auch die Schwarzwaldhochstraße führt direkt am Park vorbei, was Erreichbarkeit und Zugänglichkeit auch für weit gereiste Besucher erleichtert.

Eingang des Nationalparks (© Sturm + Wartzeck GmbH, Dipperz (Architekten) und "Vergnügen und Bau" (Bauherr))
Eingang des Nationalparks (© Sturm + Wartzeck GmbH, Dipperz (Architekten) und „Vergnügen und Bau“ (Bauherr))

Ein ganz besonderes Highlight allerdings steht dem Park und seinen künftigen Besuchern noch bevor. Und dieses wird, beginnend mit diesem Frühjahr, für viel Vorfreude sorgen. So sind mit dem offiziellen Spatenstich im Mai gegenüber dem heutigen Haus am Ruhestein die ersten deutlichen Spuren zu erkennen, wo und in welchem Ausmaß hier schon bald das neue Info- und Besucherzentrum zwischen den Bäumen emporragen wird. Im Modell in beeindruckender Weise zu erkennen, soll ein Komplex aus einem Turm und einer frei schwebenden Aussichtsplattform für optimale Aus- und Rundumblicke sorgen. Im Innern wird viel Raum sein für Ausstellungen, Seminare und Vorträge. In den vorgelagerten Bereichen, zu denen der geschlossene Turm mit seiner offenen Aussichtsplattform und ein auf ebener Fläche erreichbarer Skywalk gehören, stehen Filigranität und Barrierefreiheit im Vordergrund. Dort erwarten die Besucher tiefe Einblicke und atemberaubende Ausblicke aus erhabener Höhe, die für jeden unbeschwert erreichbar sein wird.

Als besonderer Clou erinnert das gesamte Bauwerk optisch an mehrere mikadoartig übereinander gekippte Baumstämme – Erinnerungen an den Sturm Lothar aus dem Jahr 1999 kommen auf, dessen Hinterlassenschaften seinerzeit zu einem Umdenken im Waldmanagement geführt hatten. Zugleich als Mahnmal, als auch Schaufenster in die Ferne, insbesondere aber als Versuchsfläche und Beobachtungsposten zur Mitverfolgung der natürlichen Wiederbewaldung wurde der Lotharpfad angelegt. Er ist in den Nationalpark integriert. Ebenso wie die bei Ausflüglern beliebten Luchs- und Wildnispfade. Daneben befinden sich schützenswerte Moore, Seen, Felsen, Wasserfälle und Grinden auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks. An landschaftlicher Vielfalt und spektakulärem Charakter fehlt es dem Vorzeige-Nationalpark also an nichts.

Nur Drinnen und unter Dach mangelt es derzeit noch an Fläche. Und so wird die Fertigstellung des neuen Besucherzentrums schon jetzt mit Spannung erwartet. Das von den Architekten Dipperz, Sturm und Wartzeck unter Aufsicht des Bauherrn Vermögen und Bau geschaffene Bauwerk soll voraussichtlich gegen Ende 2019 fertig werden und kann dann die ersten Besucher feierlich empfangen.
Bis dahin lockt die Besucher vor allem der Aufenthalt und das Abenteuer in der freien Natur. Und da kann das neue Programm für 2017 einiges bieten. Vom kulinarischen Spaziergang mit Wanderkoch Friedrich Klumpp über das Meditieren im Park bis hin zum 2-Tages-Tripp mit Übernachtung in der Wildnis und Schlafen unterm Sternenzelt erstreckt sich das Angebot. Und am Welttag der kulturellen Vielfalt (21. Mai 2017) lädt der Nationalpark ein, die Natur auf Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch, Italienisch, Russisch oder Chinesisch zu erleben und sich beim gemeinsamen Ausklang mit Menschen verschiedenster Kulturen zu treffen.

Reinhold Wagner

Infos:
Das Jahresprogramm ist im Besucherzentrum und auf der Website des Nationalparks sowie bei den Tourist-Infos der Region erhältlich.
Nationalpark Schwarzwald, Schwarzwaldhochstraße 2, 77889 Seebach, info@nlp.bwl.de, Tel. 07449/92998-0
www.schwarzwald-nationalpark.de