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Hoch hinaus an Seilen und Ziplines

Das Abenteuer beginnt meist mit einem leichten Kribbeln im Bauch. Zuerst ist es nur die leise Vorahnung auf das, was einen da wohl erwartet. Dann der erste Blick nach oben. Schweiß bildet sich an den Innenseiten der Hände. Das Adrenalin steigt. Der Puls beschleunigt sich. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Vor einem lehnt die Leiter an einem Baum, und darüber breitet sich ein Netzwerk aus – aus Seilen, Stahldrähten und Plattformen. Man wollte es ja unbedingt alles selbst einmal ausprobieren: das Hangeln durch Klettergärten, den Balance-Akt zwischen Bäumen, das befreiende Schweben hoch über den Gipfeln der Bäume und das schwerelose Dahingleiten wie im Flug an der Zipline…

Abenteuerwald im Waldklettergarten Kenzingen. ©Waldklettergarten Kenzingen

Der erste Schritt ist bekanntlich immer der schwerste. Das wissen auch die Betreiber dieser Art von Freizeiteinrichtungen. Und so gestaltet sich jeder Einstieg als Bewährungsprobe: Sicherheitseinweisung, Vorführung durch den Tourguide, erste Übungen in Bodennähe – und siehe da: die anfänglichen Ängste schwinden rasch und werden von der Ungeduld und dem Drang nach „mehr erleben“ eingeholt. Der Ansporn treibt einen an – das Abenteuer kann beginnen.

Es gibt mittlerweile viele Arten von Klettersteigen und Hochseilgärten, Baumkronenwegen und Ziplines – jeder Parcours hat seine eigenen Schwerpunkte und Raffinessen. Ganz individuell kann jeder – wirklich jeder! – seine passende Anlage für sich entdecken und dort erste Erfahrungen und Eindrücke sammeln, seine eigenen Grenzen ausloten oder auch lernen, Ängste ganz zu überwinden und in den Griff zu bekommen. Einige Einrichtungen werden ergänzt durch separate Abenteuer-Spielplätze, in denen sich Kinder austoben können, solange sie noch zu jung und zu leicht für die großen Anlagen sind.

Andere sind so breit aufgestellt, dass auch Rollstuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen Gelegenheit bekommen, sich innerhalb ihrer Möglichkeiten auf das Abenteuer einzulassen. Dann sind meist Aufzüge oder Rampen vorhanden, über die es gemächlich in die Höhe geht. Und am Ziel erwartet alle dieselbe Atem beraubende Aussicht über alle Baumwipfel der umgebenden Bäume hinweg hinaus und hinab in die weite Ferne. Es muss sich auch selten jemand von Anfang an entscheiden, ob und wie weit er gehen will. Lediglich bei einem Rund-Parcours an Ziplines, bei dem die Drahtseile von Tal zu Tal gespannt sind und immer länger werden, kann es etwas umständlicher werden, wenn man auf halbem Weg abbricht. Aber auch diese Option besteht immer.

Für die meisten aber bedeutet so ein Halbtags- oder Tagesausflug ein abwechslungsreiches, spannendes Erlebnis, das einem die sonst so verborgene, unerreichbare Welt der Vögel, Eichhörnchen und anderen Waldbewohner ein Stück weit näher bringt und unmittelbar vor Augen führt. Da gibt es zunächst die Baumkronenwege und Baumwipfelpfade, wie man sie beispielsweise in Waldkirch und Bad Wildbad, und in Bälde auch im Nationalpark Schwarzwald beim neuen Besucherzentrum findet. Hier liegt der Fokus auf einem möglichst breit gefächerten Publikum, dem man tiefe Einblicke in die Natur ermöglichen will – und das aus Perspektiven, für die man normalerweise auf einen Baum klettern oder einen Turm besteigen müsste. „Ganz nah dran an den Ästen und Zweigen der Bäume und hoch oben über deren Wipfeln“ lautet die Devise. Häufig finden sich entlang der Aufstiege unterhaltsame Rate-, Spiel- und Info-Stationen, dazwischen immer wieder Ausblicke aus den verschiedenen Ebenen und Perspektiven – alles ein „Kann“, nichts ein „Muss“. Oben dann der ultimative 360-Grad-Panorama-Weitblick über die gesamte Region – und ein tiefes Durchatmen an der frischen Höhenluft.

Baumkronenweg in Waldkirch. ©Reinhold Wagner

Wem das zu wenig spektakulär ist, auf den wartet vielleicht am Ende eine Röhrenrutsche, über die er alternativ zum Abstieg wieder in Richtung Tal rauschen kann. Eine solche Gelegenheit, anstelle des Waldwegs die schnelle Rutsche mit hohem Spaßfaktor zu nutzen, bietet sich auf dem Rückweg ins Tal beim Baumkronenweg in Waldkirch. Während der Sinnespfad durch den Wald einschließlich des finalen Baumkronenwegs der ganzen Familie – inklusive Kinderwagen und Rollstuhl – zahlreiche Spiel- und Info-Stationen zur Unterhaltung und zum Eintauchen in die Geheimnisse der Natur bietet, sorgen der Barfußpfad und die 190 Meter lange Röhrenrutsche bei den Experimentierfreudigen und Abenteuerlustigen für Spaß und Nervenkitzel. Ein 200 Meter langer Abenteuerpfad führt die Jüngeren über Hängebrücken, Kletternetze und Wackelbrücken von Baum zu Baum, bevor es zum Ausklang an den Kiosk und die Grillstelle beim Waldspielplatz geht.

Richtig spannend wird es für mutige Gipfelstürmer, die sich auf das Abenteuer im Wald bei Kenzingen einlassen. Dort erwartet den Einzelnen oder die Gruppe ein Waldklettergarten mit insgesamt zehn Parcours, die sich in Höhe und Schwierigkeitsgrad alle voneinander unterscheiden. Was für Jedermann leicht und in Bodennähe beginnt, steigert sich bis hinauf in schwindelerregende Höhen, wo es schließlich auch beim hartgesottensten Kletterer für heftige Adrenalinschübe und befreiende Tarzan-Schreie sorgt. Doch keine Angst: die langjährige Erfahrung der Betreiber und die Teilnehmer betreuenden Erlebnispädagogen wiegt alle stets in Sicherheit und lässt dennoch ausreichend Platz für ausgefallenen Spaß und Action. Mit etwas Geschick und Körperkoordination gewinnt man neues Selbstvertrauen und genießt dabei ungewohnte Ausblicke aus der Vogelperspektive bei einem Aufenthalt im Grünen und an frischer Luft, die einen entspannt durchatmen lässt. Und dann heißt es: „Rasant abwärts mit dem Powerfan aus 20 Metern in die Tiefe!“

Waldklettergarten in Pforzheim. ©Waldklettergarten Pforzheim

Auf dem Weg zum Baumwipfelpfad in Bad Wildbad spürt der Besucher schon von Weitem die gesunde Luft und befreiende Atmosphäre des Bergwaldes, über den sich der Koloss aus einem mächtigen, langen Holzbohlensteg und senkrecht aufragenden Turm erhebt. Der besondere Clou jedoch auch hier: fast alle Bereiche sind – dank sanfter Anstiege, sicherer Geländer und einem spiralig aufsteigenden Wendelpfad innerhalb des Turms – kinderwagen- und rollstuhltauglich. Ein Vergnügen, das sich die ganze Familie nicht entgehen lassen sollte. Für spannende und vielseitige Unterhaltung sorgen die Sinnesstationen am Wegrand sowie Balance- und Wackelelemente für alle, die sicheren Fußes sind. Und dann der alles krönende Ausblick hoch über den Wipfeln der Bäume – da schlägt jedes Herz höher. Schließlich kann auch hier alternativ zum Abstieg eine flotte Rutschpartie in der Röhrenrutsche erfolgen.

Und das Abenteuer geht weiter: So befindet sich im Kinzigtal das Areal der Hirschgrund-Zipline, in dem es auf einem ausgedehnten Rund-Parcours über schmale Waldpfade von einer Zipline zur nächsten geht. Und jedes Mal wird die Drahtseilfahrt spannender und Atem beraubender: hoch über den Baumwipfeln und weit hinaus ins Freie über offene Täler führen die gespannten Seile. Dabei pfeift einem jedes Mal ganz ordentlich der Wind um die Ohren. Und wer nicht die kleinen Tricks und Kniffe beherrscht, die ihm vom Betreuer beigebracht wurden, der dreht sich dabei schon Mal leicht entgegen der Fahrtrichtung. Doch mit etwas Übung und Überwindung gelingt es auch hier, während des Abenteuers hoch über den Wäldern des Heubachtals bei Schiltach im Kinzigtal die schönsten Momente zu genießen. Und die Vorfreude auf den alles entscheidenden Höhepunkt der Tour: die mit 570 Metern Länge und 83 Metern Höhe über dem Grund längste Zipline Deutschlands!

Zurück in den Wald geht es im Action Forest Titisee. Zwei Übungs- und bis zu sechs Kletter-Parcours mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden führen durch den schattigen Hangwald am Hirschbühl über zahlreiche Röhren, Netze und Seilkonstruktionen. Dabei kommen sowohl Kids ab sechs Jahren als auch große Abenteurer voll auf ihre Kosten. Und mit Klettern ist es bei Weitem noch nicht getan. Denn zu den reinen Kletter-Parcours gesellen sich seit zwei Jahren zudem zwei unterschiedlich hohe und aus mehreren Seilrutschen bestehende Flying Fox-Parcours. Da kann man sich einmal aus bis zu elf, einmal aus bis zu 22 Metern Höhe fallen lassen und an langen Drahtseilen wie im freien Flug dahingleiten.

Action Forest Kletterwald in Titisee. ©Action Forest Kletterwald Titisee

Besondere Erlebnisse versprechen auch die folgenden Klettergärten der Region:
Im Erlebnis- und Kletterwald Enzklösterle warten neben Seilbrücken unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade auch eine Mega-Seilbahn und ein Free-Fall-Erlebnis auf Abenteuerlustige. Im Klettergarten Mehliskopf hangeln sich die Wagemutigen durch sieben Parcours von Baum zu Baum, während sich die Jüngeren auf dem Abenteuerwaldspielplatz zwischen Wasserspiellandschaft, Baumhaus, „Tarzan“-Brücke und Kinderseilbahn, Niederseilelementen und Kletterwurzeln austoben können. Ganz frei und ohne Zeitdruck dürfen Eingeweihte den Waldklettergarten Pforzheim erkunden. Und im Kletterwald Staufen gibt es unter den neun Parcours, die bis auf fast 20 Meter in die Baumkronen hinauf reichen, solche mit wackligen Burma-Brücken, Kletterwänden und Lianengängen, die es zu überwinden gilt. Der Naturhochseilgarten in Triberg lockt vor der Atem beraubenden Kulisse der gewaltigen Wasserfälle. Der von Hallwangen zwischen Freudenstadt und Dornstetten lädt gar besonders Mutige zu speziellen nächtlichen „HorrorClimbs“ mit garantiertem Gruselfaktor. Speziell auf Teams und Gruppen eingestellt haben sich die Betreiber des Teamhochseilgartens in Schramberg. Und der Klettergarten Lörrach bietet einen Partner-Parcour, einen besonders langen Seilrutschen-Parcour und einen kostenlosen Kids-Parcour für die Jüngsten. Selbst Tarzan hätte heute seine Freude bei einem ausgiebigen Besuch im Schwarzwald.

Reinhold Wagner

Infos:
Baumkronenweg Waldkirch, www.baumkronenweg-waldkirch.de
Abenteuer im Wald, Kenzingen, www.abenteuer-im-wald.de
Baumwipfelpfad Bad Wildbad, www.baumwipfelpfad-schwarzwald.de
Hirschgrund-Zipline, Kinzigtal, www.hirschgrund-zipline.de
Action Forest Titisee, www.action-forest.de
Erlebnis- & Kletterwald Enzklösterle, www.abamagx.de
Klettergarten Mehliskopf, www.mehliskopf.de
Waldklettergarten Pforzheim, www.waldklettergarten-pforzheim.de
Kletterwald Staufen, www.kletterwald-staufen.de
Naturhochseilgarten Triberg, www.hochseilgarten-triberg.de
Naturhochseilgarten Hallwangen, www.hochseilgarten-hallwangen.de
Teamhochseilgarten Schramberg, www.syntura.de
Kletterwald Lörrach, www.erlebniskletterwald.de