Im Wanderparadies des mittleren Schwarzwalds “Gastliches Kinzigtal”
Beim Wandern kann man seinen Gedanken nachgehen, sich unterhalten oder einfach nur Stille genießen; die Bewegung aus eigener Kraft aktiviert alle Sinne. Sich auf Schusters Rappen zu bewegen, gilt seit Jeher als unvergleichbare Möglichkeit, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen; von konsequenter Bewegung an der frischen Luft profitieren Kreislauf, Herz, Muskulatur und Gemüt. Man übt sich in ausdauerndem Tritt und bringt oft überraschende Erlebnisse mit nach Hause. Das weiß man selbstverständlich im Schwarzwaldverein, der nicht nur die so genannten Hansjakobwege pflegt, sondern in der Region Kinzigtal auch circa dreißig variable Rundwanderwege, ausgeschildert mit dem modernen Wegesystem Schwarzwald; darunter sind Strecken des „Westwegs“ und des „Jakobuswegs“. Das perfekte Wegenetz bietet Touren für jeden Schwierigkeitsgrad – vom leichten Spaziergang bis zum steilen Aufstieg; alle Touren lassen sich mit attraktiven Angeboten aus Sport, Wellness und Kultur kombinieren. Ein Besuch der schmucken Städtchen Haslach, Gengenbach, Schiltach und Zell, womit man auf die „Deutsche Fachwerkstraße“ gelangt, empfiehlt sich. Nicht zu vergessen: Gastronomie und Vesperstuben. Aber bloß nicht zu lange herumsitzen! Zwar zählen bekanntlich Regelmäßigkeit und Freude am Essen, nicht aber Menge und Dauer.
Großer und Kleiner Hansjakobweg
Im Kinzigtal, mittlerer Schwarzwald, sind zwei Wanderwege nach dem Theologen, Schriftsteller, Pfarrer und Politiker Dr. Heinrich Hansjakob (1837-1916) benannt: Der „Große Hansjakobweg“, der sich wahlweise in 4, 5 oder 6 Tagen erwandern lässt, geht von Haslach im Kinzigtal aus. Der „Kleine Hansjakobweg“ kann in 2 bis 4 Tagesetappen (zwischen 12 und 22 Kilometern) unterteilt werden; Start- und Zielpunkt ist die Ortschaft Schapbach. Zahlreiche Hinweistafeln an den Wegrändern machen den Wanderer mit Schauplätzen und Spuren vertraut, die auf Hansjakobs Leben und Werk verweisen.
Hansjakob-Museum „Freihof“ in Haslach im Kinzigtal
In Haslach, wo Heinrich Hansjakob als Sohn eines Bäckers geboren wurde, wird im Museum „Freihof“ seine Lebensgeschichte vorgestellt, mit Texten und Bildern. Den stattlichen „Freihof“ im Schwarzwald-Stil ließ sich Hansjakob 1913 als Altersruhesitz bauen. Doch vorher war er in Hagnau (Bodensee) und Freiburg (St. Martin) Pfarrer, gründete auch die erste badische Winzergenossenschaft und war zehn Jahre lang im badischen Landtag in Karlsruhe als Politiker aktiv. Im Süddeutschland seiner Zeit war er einer der meistgelesenen Autoren und veröffentlichte circa 70 Schriften und Bücher. Als Chronist des Schwarzwaldes bleibt er, neben Berthold Auerbach („Dorfgeschichten“), eine wichtige Quelle für Historiker und Volkskundler. Er beobachtete Bauern, Handwerker, Handelsleute, Frauen und Männer, war Reiseschriftsteller und politischer Publizist. Im Übrigen weist seine Biographie aber auf die Problematik katholischer Geistlicher, die angeblich im Zölibat leben. Der „Freihof“, mit kunstvollen Glasfenstern und Hauskapelle, umgeben von einer Parkanlage, beherbergt auch zahlreiche Kunstwerke: zunächst mit einer Otto-Laible-Ausstellung sowie einigen Bildern von Louis Blum (1822-1854); zudem mit einer Präsentation des Zeichners und Malers Carl Sandhaas (1801-1859). Eine weitere Heinrich-Hansjakob- Gedenkstätte gibt es im barocken Klostergebäude „Kartaus“ in Freiburg im Breisgau. Fast zwei Jahrzehnte lang (1884 – 1913) wohnte Heinrich Hansjakob hier und schrieb die meisten seiner Texte zur oberrheinischen Volks- und Landeskunde. In der originalgetreu restaurierten „Kartaus“ wird seine Biographie veranschaulicht sowie authentische Einrichtungsgegenstände gezeigt. Aber die Gedenkstätte wird demnächst aufgelöst, da die internationale Bildungseinrichtung „United World College“ in die Gebäude einzieht.
L i t e r a t u r z u m T h e m a :
– Heinrich Hansjakob. Aus meiner Studienzeit. Erinnerungen. Freiburg 1966
– Heinrich Hansjakob. Erzählungen, Erinnerungen. W. Witt (Hg.).
Klöpfer & Meyer Verlag. Tübingen 2009
– Lehmann, H., Schäfer, P. (Hg.). Heinrich Hansjakob:
Aus meinem Tagebuch 1878. Freiburg 2011
– Kurt Klein. Der Große Hansjakobweg. Wanderführer Kinzig-, Wolf- und
Harmersbachtal. Haslach 2003
– Berthold Auerbach. H. Kinder (Hg.). Einst fast eine Weltberühmtheit.
Tübingen 2011