Zauberhafte Gärten
Man muss diese Pracht vor Ort erleben, keine Frage!; um aber Ausflugsziele zu planen, ist das Buch „Blühender Schwarzwald“ eine hervorragende Quelle. Hier werden, mittels Text und Fotografie, 25 ganz besondere Gärten vorgestellt, jeder unverwechselbar; sie befinden sich zwischen Nord- und Südschwarzwald, zwischen Karlsruhe und Bad Säckingen. Sie alle werden intensiv gehegt und gepflegt. Für die jeweiligen Gärtnerinnen und Gärtner stellt es eine Art künstlerische Aufgabe dar, ihren zahllosen Pflanzen – aus der ganzen Welt – immer wieder den Boden zu bereiten. Oft sind diese Haus- und Bauerngärten Frauensache und weil im Schwarzwald viele Höfe aufgegeben werden müssen, sind sie immer seltener. Einen Garten zu kultivieren, ist mehrfach befriedigend; man bringt etwas Schönes hervor und verschafft gleichzeitig den eigenen Sinnen Nahrung. Der Besucher erfährt das, wenn er sich der Atmosphäre und Ästhetik eines Gartens öffnet, dessen verschiedenen Reizen, der Fülle der Farben, natürlich, aber auch seinen unsichtbaren Qualitäten – olfaktorischer, haptischer, klanglicher Art. Drei Beispiele seien genannt:
„Pflanzen-Oase-Jansen“ – Park und Baumschule
Jedes Jahr im Mai ereignet sich in der „Pflanzen-Oase“ in Karlsbad-Langensteinbach eine besondere Attraktion: rund 400 verschiedene Sorten von Rhododendren und Azaleen verwandeln dann einen 14 Hektar umfassenden Park in ein Blütenmeer aller Farben und Schattierungen. Dort geht man über breite, gemähte Rasenwege, trifft auch auf einen See und eine über hundert Jahre alte Eiche. Zur „Pflanzen-Oase“ gehört neben dem Park eine Baumschule sowie ein Garten- und Landschaftsbaubetrieb. Hier werden Pflanzen vermehrt und man kann die verschiedensten Blumen, Sträucher, Gehölze,Bäume kaufen und sich beraten lassen. Auf freundlichen Umgang wird viel Wert gelegt, was der Firma vor zwei Jahren das Zertifikat „Seniorenfreundlicher Service“ einbrachte.
Bauerngärten in Schiltach
Bereits mehrere Generationen haben dieses Gelände bearbeitet und so wächst hier mittlerweile eine üppige Pflanzenvielfalt; Nutzpflanzen stehen an erster Stelle. Der historische Bauernhof
befindet sich in freier Aussichtslage auf 560 Meter Höhe und darf als Vollerwerbslandwirtschaft gelten; Haupteinnahmequelle ist der Wald und daneben die Tiere (Kühe, Schweine,Hühner, Enten, Hasen, Bienen, Karpfen). Weiterhin wird zum Zweck der Selbstversorgung ein weitläufiger Küchengarten bewirtschaftet, mit Kartoffeln und Getreide, Beerenstauden, Gemüsen sowie aromatischen und heilkräftigen Kräutern. Außerdem vorhanden: Obstwiese, Schnapsbrennerei, Mosterei, Mühle und Brotbackhaus. Das arbeitsintensive Schlaraffenland wird heute insbesondere von Walburga Schillinger betreut; sie baut auf dem Erfahrungsschatz von Generationen auf und tüftelt ständig an schönen und zeitgemäßen Verbesserungen.
Hausgarten bei Badenweiler
Bei Müllheim verlässt man die A 5 und folgt der Beschilderung nach Badenweiler. Am Fuße des Hochblauen (auch einfach Blauen genannt), im Landschaftsschutzgebiet südlicher Schwarzwald, befindet sich der Privatgarten der Familie Krumschmidt-Hampel, der eine seltene Bepflanzung aufweist. Es ist ein weiträumig ausgedehnter Hausgarten auf 560 Meter Höhe. Man schaut auf der einen Seite bis hinunter ins Rheintal, auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich die bewaldeten Abhänge des Blauen. Der Garten zeichnet sich durch Vielfalt und exotische Einzelheiten aus. Ausgedehnte Staudengruppen, Gehölze, Büsche, Rosen, Rasenflächen und, mitten in diesen ausgewählt zusammengestellten Farbharmonien – das Haus des Gärtnerehepaars. Übrigens ist es von hier nicht weit zum Blumenparadies der Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin, in der sich zahllose bekannte und unbekannte Pflanzen erwerben lassen.
Die blinde Gärtnerin
Die ganze Wirklichkeit eines Gartens, in Vielfarbigkeit und bizarren Formen, führt über das Sichtbare hinaus. Sobald wir uns eingestehen, dass wir auch ein wenig blind sind, sehen wir nicht mehr nur das Greifbare, sondern suchen das Abwesende. Darauf macht uns neuerdings die Autorin Ulla Lachauer aufmerksam, die im In- und Ausland der Frage nachgegangen ist, was Gärten von der Geschichte ihrer Betreiber erzählen. In ihrem Buch „Der Akazienkavalier. Von Menschen und Gärten“ hat sie Geschichten von Gärten versammelt. Ein Kapitel führt auch ins Markgräflerland (nach Schliengen-Mauchen), in „einen der schönsten Gärten, die ich kenne“, wie sie sagt, in den Garten der blinden Veronika Zimmermann, für die es nichts Schöneres gibt, „als mitten in den Blumen zu stehen“. Und daraus hat sie das Buch „Magdalenas Blau“ entwickelt. In dieser feinfühlig geschriebenen Lebensgeschichte einer fast blinden Gärtnerin, die in Freiburg geboren wurde, wird
der Garten zu einer „inneren Landschaft“, zu einer umfassenden Naturerfahrung, mit Geruchs- und Tastsinn erfühlt und erlebt.
I n f o r m a t i o n :
– „Pflanzen-Oase-Jansen“. Taubenbrunnwiesen 1, 76307 Karlsbad-Langensteinbach,
Tel. 07202/7376, www.baumschule-jansen.de, A5 Ausfahrt Ettlingen.
Montag bis Freitag 8-12 Uhr und 13-18 Uhr, Samstag 8.30-14.30 Uhr.
– Walburga und Karlheinz Schillinger. Höfenhof, Hinterlehengericht 122, 77761 Schiltach,
Tel. 07836/122. Besuche nach Vereinbarung.
– Privatgarten Krumschmidt-Hampel. Obermattweg 11, 79410 Badenweiler-Sehringen,
Tel. 07632/824960, A5 Ausfahrt Müllheim. Besichtigung nach Absprache.
– Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin. 79295 Sulzburg-Laufen,
www.graefin-von-zeppelin.de. Täglich 8-18 Uhr, Samstag 9-14 Uhr.
L i t e r a t u r :
– Evelyn Thieme, Jutta Schneider, Michael Will. Blühender Schwarzwald.
Gärten öffnen ihre Pforten. Mercator Verlag 2010
– Das kleine Buch vom Schwarzwald. Mercator Verlag 2011
– Ulla Lachauer. Der Akazienkavalier. Von Menschen und Gärten. Rowohlt. 2008
– Ulla Lachauer. Magdalenas Blau. Das Leben einer blinden Gärtnerin. 2011